Das visuelle System Physiologie des Sehens Auge und Ohr sind Fremdempfänger (im Gegensatz z.B. zur Haut) Perimetrie Þ augenärztliche Ausmessung des Gesichtsfeldes. Lichtpunkte werden von außerhalb des Gesichtsfeldes auf den Fixationspunkt zu bewegt. Für weiße Lichtpunkte ist das Gesichtsfeld größer als für farbige, da das Auge in der Peripherie keine Zapfen hat, die das Farbsehen ermöglichen. Skotome sind Gesichtsfeldausfälle auf der Netzhaut. Der blinde Fleck, der Austritt des Sehnervs, ist ein physiologisches Skotom (da in der Fovea keine Stäbchen vorhanden sind ist auch hier ein blinder Fleck bei Dämmerungssehen) Die Sehschärfe nimmt an Deutlichkeit von der Fovea, dem Punkt des schärfsten Sehens, weg immer mehr ab. Fixationspunkt und Fovea Stimmen überein. Photopisches und skotopisches Sehen Das Farbensehen des Tages nennt man photopisches Sehen, das Schwarz-Weiß-Sehen der Dämmerung skotopisches Sehen. Farbensehen ist in der Dunkelheit nicht möglich. Photopisches und skotopisches Sehen werden über zwei Sensorentypen Zapfen und Stäbchen vermittelt, die in unterschiedlicher Dichte auf der Netzhaut verteilt sind. An der Fovea centralis befinden sich nur Zapfen, am Rande der Netzhaut gibt es fast nur noch Stäbchen.
Dunkeladaptation Helladaptation Abbildung 2: Nachbilder Nachbilder Kontrast- und Bewegungssehen Abbildung 3 : Simultankontrast
Eigengrau und Graustufen Flimmerfusionsfrequenz und Scheinbewegung Sehen mit zwei Augen Konvergenz als Entfernungsmesser Querdisparation und Tiefenwahrnehmung Sehen und Wahrnehmen Größenkonstanz Formkonstanz Optische Täuschungen
Sehen, Blicken und Wahrnehmung Besonderheiten des Farbensehens Licht und Farbe Bunte und unbunte Farben Additive und subtraktive Farbmischung Wird weißes Licht durch einen Blaufilter und einen Gelbfilter gesendet, so erhält man grünes Licht. Der Blaufilter schluckt gelbes und rotes Licht, der Gelbfilter blaues Licht. Bei Pigmentfarben (Malen) handelt es sich um subtraktive Farben da die Körner der Farben wie Farbfilter wirken. Trichromatisches Farbensehen und die Farbtheorien Da drei Farben genügen vertritt man die Auffassung, das es auf der Netzhaut drei unterschiedlich farbempfindliche Sensorentypen gibt. Durch unterschiedlich starke Erregung dieser drei Sensoren (Zapfen) und anschließender gemeinsamer Verrechnung entstehen die unterschiedlichen Farben (Helmholtz). Die Gegenfarbentheorie stammt von Hering und stütz sich auf das Phänomen der farbigen Nachbilder (siehe Nachbilder S.2).Demnach gibt es die vier Urfarben Rot, Gelb, Blau und Grün, wobei sich die Wirkung der Gegenfarben Rot/Grün und Blau/Gelb sowie von Schwarz/Weiß antagonistisch verhalten. Dies Erregungs- und Hemmprozesse lassen sich nicht an den Zäpfchen, aber an den nachgeschalteten Neuronen der Retina beobachten. Beide Theorien sind also auf unterschiedlichen Ebenen des visuellen Systems richtig (siehe Abbildung 7). Farbsinnesstörungen und Farbenblindheit Bei Gelb-Blau-Verwechslung ist das blau-violette Ende des Spektrums verkürzt; kommt
sehr selten vor. Das Auge Das optische System des Auges Das "Objektiv" des Auges ist zusammengesetzt aus der Cornea (Hornhaut), vorderer Augenkammer, und Linse. Es entwirft auf der Netzhaut ein umgekehrtes und stark verkleinertes Bild. Die Sehachse trifft auf die Zentralgrube (Fovea centralis oder gelber Fleck), die Stelle des schärfsten Sehens. Die Iris dient als Blende, die bei hellen Lichtquellen die Pupille mit Hilfe des Ciliarmuskels? verkleinert und sie im Dunkeln weitet. Die Iris beider Augen sind synchron geschaltet. Zur Scharfeinstellung von Gegenständen in unterschiedlichen Entfernungen wird die Linse des Auges mehr oder weniger (bei nahen Gegenständen stark, bei weit entfernten kaum bis gar nicht) gekrümmt und verändert somit ihre Brechkraft. Die Linse des Auges ist an sog. Zonularfasern befestigt, die in den Ciliarmuskel münden. Durch Kontraktion des Ciliarmuskels wird die Linse gekrümmt. Bei erschlafften Muskel sorgen die Zonularfasern und der Innendruck des Auges dafür, daß die Linse wieder abflacht. Die lichtempfindliche Schicht des Augenhintergrundes ist die Netzhaut (Retina). Sie besitzt zwei Typen von Photosensoren, die Stäbchen und Zapfen, sowie ein Netzwerk nachgeschalteter Nervenzellen (die letzte Schicht sind die Ganglienzellen). Die Ganglienzellen sammeln sich zu einem Bündel, dem Sehnerv, der etwa auf der Höhe der Fovea das Auge verläßt. Die Netzhaut ist so aufgebaut, daß die Lichtreize zunächst durch die gesamte Neuronenschicht laufen, bevor sie auf die Photosensoren treffen, was zu Leistungseinbußen im Vergleich zu Kameras führt. Nur in der Fovea liegen die Zapfen frei, so daß Lichtreize diese unmittelbar treffen. Die Zapfen in der Fovea sind besonders gut mit dem Gehirn verschaltet, während sich die übrigen Sensoren auf der Retina Neurone teilen.
Brillen für nah und fern Kurzsichtigkeit (Myopie). Der Augapfel ist zu lang und die Strahlen treffen vor der Retina zusammen. Die Brechkraft ist relativ zur Augapfellänge zu groß. Nahe Gegenstände werden scharf gesehen. Myopie wird durch eine Zerstreuungslinse kompensiert. Die Stärke der Linsen wird in Dioptrie angegeben und berechnet sich durch den Kehrwert der Brennweite. Weitsichtigkeit (Hyperonie). Ist der Augapfel zu kurz, treffen sich die aus dem unendlichen kommenden Strahlen hinter der Retina. Durch Naheinstellen (Erhöhung der Brechkraft der Linse) können entfernte Gegenstände scharf gesehen werden. Für die Scharfeinstellung naher Gegenstände reicht die Brechkraft nicht mehr aus. Kompensation dieser Schwäche erfolgt durch Sammellinsen. Alterssichtigkeit (Presbyopie). Im Alter verliert die Liste ihre Elastizität und eine Scharfeinstellung in der Nähe ist nicht mehr möglich. Beim Astigmatismus ist die Cornea in einer Richtung stärker gekrümmt als in der anderen. Bei Differenzen > 0,5 dpt wird der Astigmatismus durch Gläser ausgeglichen werden, die nur in derjenigen Achse geschliffen sind, die auf der Cornea zu stark gekrümmt ist.
Die Signalverarbeitung im visuellen System Durch die Weiterleitung der Sinnesreize wird kein Bild im Gehirn abgebildet, sondern in Impulsmuster verschlüsselte Informationen, also ein Abbild der vom Auge betrachteten Objekte. Die Signalverarbeitung in der Netzhaut Transduktion in den Photosensoren. Die chemische Struktur der Zapfen ist nicht bekannt. Es existieren drei Typen, die das trichromatische (Farben)sehen ermöglichen (vergl. oben).
Signalverarbeitung in den retinalen Ganglienzellen Zwischen den Photosensoren und den Ganglienzellen liegen die retinalen Neurone. Zwei Hauptflußrichtungen der Information sind zu unterscheiden: Zentripedal über die Bipolarzellen und quer dazu über Horizontalzellen und Amakrinen ebenfalls zu den Ganglienzellen. Die neuronale Reizverarbeitung verläuft ausschließlich über langsame lokale Membranpotentiale. 125 Millionen Photosensoren teilen sich dabei nur 1 Millionen Ganglienzellen. In den Ganglienzellen findet schon eine erheblicher Teil der Informationsverarbeitung statt. Ihre Axone verlassen im Sehnerv das Auge und sie bilden im Gegensatz zu den vorgeschalteten Zellen Aktionspotentiale aus. Fällt ein Lichtreiz auf eine Stelle der Retina, so ändert sich die Aktivität der Ganglienzellen. Das Zentrum eines so gereizten "receptiven Feld" verhält sich antagonistisch zu seiner Peripherie. Wirkt ein Reiz auf das Zentrum erregend so hat das hemmende Wirkung auf die Peripherie. Es werden zwei Arten von Zentren unterschieden: die On- und Off-Zentren. Die On-Zentren entladen sich während eines Reizes, die Off-Zentren nach Beendigung dieses Reizes (vergl. Abbildung 10 S.*). Sie stellen die wichtigsten Klassen der retinalen Ganglienzellen dar. Die receptiven Felder sind in der Fovea centralis am kleinsten und vergrößern sich kontinuierlich in Richtung Peripherie, das heißt, in der Fovea ist das Auflösungsvermögen am größten. Die Größe von Zentrum und Peripherie ist variabel. Bei Helladaptation ist das Zentrum klein und die Peripherie groß. Bei Dunkelheit verhält es sich umgekehrt oder die Peripherie ist gar nicht mehr nachzuweisen. Die Verarbeitung farbiger Lichtreize in retinalen Ganglienzellen folgt im Allgemeinen denselben Gesetzmäßigkeiten wie oben besprochenen. Statt des Hell-Dunkel-Antagonismus sprechen wir hier von Gelb-Blau- und Rot-Grün-Antagonismus. Wird ein "rotes" Stäbchen gereizt, wirkt das auf die grüne Peripherie hemmend und umgekehrt. Für die Gelb-Blau-System-Neurone gilt entsprechendes.
Die Verarbeitung in subcorticalen visuellen Zentren Die Sehnerven (nervi optici) beider Augen tauschen in der Sehkreuzung, dem Chiasma opticum, etwa die Hälfte ihrer Nervenfasern aus, und zwar so, daß die linke Gesichtshälfte beider Augen zur rechten Gehirnhälfte projiziert werden und umgekehrt (vergl. Abbildung 11, S.*). Nach dem Chiasma opticus laufen die Ganglienaxone zu einem Thalamuskern, dem Corpus geniculatum laterale (CGL) oder seitlicher Kniehöcker. Hier findet die einzige synaptisch Umschaltung statt. Die sog. Sehstrahlung (Radiato optica) führt von hier aus zur Sehrinde (visueller Cortex) im Hinterhauptlappen (Areal 17 nach Brodman). Es bestehen zahlreiche Verbindungen zu anderen Arealen, (insb. 18 u.19). Diese Zentren sind über den Balken (corpus callosum) mit der anderen Hirnhälfte verbunden. Weitere Kollaterale entspringen unmittelbar nach dem Chiasma und führen zum Hirnstamm, in Kerne (vordere vier Hügel oder Colliculi superiores), die für die Augenmotorik zuständig sind. Die Neurone dieser Kollateralen reagieren besonders auf bewegte Reizmuster. Das CGL besteht aus 6 Neuronenschichten, in denen die Informationen der beiden Augen (noch) getrennt verarbeitet werden. In den Schichten 2,3 und 5 finden sich Neurone des ipsilateralen, in 1,4 und 6 die des kontralateralen Auges. Erst im Visuellen Cortex wird also die Information beider Augen binocular, zum Zwecke des stereoskopischen Sehens verarbeitet. Die Signalverarbeitung im visuellen Cortex Die topologische Organisation der Sehrinde erstreckt sich über den Gyrus postcentralis. Das Gebiet um die Fovea nimmt hier etwa die Hälfte des Areals ein. Die Nervenfasern der Sehstrahlung enden Schicht IV des Cortex. Die Verarbeitung erfolgt in sog. corticalen Säulen von Neuronen (senkrecht angeordnet). Säulen mit Neuronen des rechten wechseln sich mit denen des linken Auges ab. Sie werden oculäre Dominanzsäulen genannt. Eine weitere Unterteilung in Unter- bzw. Orientierungssäulen trennt solche, die durch verschiedene Qualitäten des Sehens (Farbe, Orientierung von Strukturen, bewegte Reize nach Richtung getrennt etc.) erregbar sind. Komplexere receptive Felser kon´mmen in den höheren Schichten des Cortex (III,II,I) vor. Sie reagieren auf bewegte Reizmuster stärker als auf unbewegte.
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