Hormone

(Guttmann Seite 110-160)

Hormone sind heterogene Substanzen, denen gemeinsam ist, daß sie in bestimmten Organen gebildet und in die Blutbahn abgegeben werden.
Es können die humoralen (hormonalen) und die neuronalen Steuerungssysteme unterschieden werden.
Die humoralen Steuerungssysteme sprechen langsamer an und lösen trotz Organspezifität generalisierte Effekte von längerer Dauer aus.
Die neuronalen Steuerungssysteme reagieren auf Umwelteinflüsse sind schneller, zeitlich begrenzte meist lokale (z.B. bestimmte Muskelgruppen) Funktionsbereiche.

Allgemeine Wirkungsweise von Hormonen

Hormone wirken am Zielort an ganz bestimmten Zellen den sogenannten Targetzellen, die spezifische Rezeptorstrukturen besitzen. Diese Rezeptoren besitzen die Fähigkeit bestimmte Substanzen (hier die Hormone) zu erkennen. Dabei ist das Hormon der Schlüssel und die Targetzelle das Schloß. Die Wirkung erfolgt also über das "Schlüssel-Schloß-Prinzip". Demzufolge gibt es natürlich auch hormonähnliche Substanzen, die das Schloß blockieren können sogenannte Rezeptorblocker.

Wirkungsweise der Hormone im Detail

1. Hormone können auf das Genom ihrer Targetzellen einwirken und die Strukturgene zur Freigabe von Informationen veranlassen.
2. Hormone können Enzymsysteme beeinflussen.

Ein Bsp. ist das Adrenalin, ein Hormon des Nebennierenmarks (NNM). Adrenalin beschleunigt den Glykogenabbau (Glykogen = deponierte Glucose) der Leberzellen und stimuliert somit die Abgabe von Glucose in die Blutbahn.

3. Hormone können auf die Zellmembran einwirken.
Ein Bsp. ist das Insulin, welches in der Membran Transportsystem für die Aufnahme von Gucose aktiviert. (Insulin wird bei Diabetes (Zuckerkrankheit) verabreicht).

I. Einteilung der Hormone

Hormone können z.B. nach ihrem molekularen Aufbau eingeteilt werden. Es gibt folgende Unterscheidungen:

1. Aminosäurenketten, sogenannte Peptid - oder Proteohormone (Proteine)

[ aus Lexirom: Proteine [griech.] (Eiweiße, Eiweißstoffe), als Polykondensationsprodukte von Aminosäuren aufzufassende, hochmolekulare Verbindungen (Polypeptide) mit einer Molekülmasse über 10000 (z.)T. bis über 100000) mit charakterist. Peptidbindung (Peptide), lebenswichtige Bestandteile der Zellen aller Organismen, u.)a. als Gerüst- und Stützsubstanzen, als Enzyme und zahlr. Hormone]

Polypeptide sind große Moleküle, sind nicht fettlöslich und setzen an der Außenseite der Membran an.

Die wichtigsten Preptidhormone sind die Aktivierungshormone (z.B. Schilddrüsen-, Nebennierenmark- (NNM), Hypothalamus- und Hypophysenhormone). Diese Aktivierungshormone setzen am Rezeptor der Membranaußenseite an, da sie nicht fettlöslich sind und somit nicht die Membran durchdringen können. Ihre Bindung an die Targetzellen bewirkt die Aktivierung des second messengers Camp = Adenosinmonophosphat durch die Freisetzung von Adenylzyklase. In Kürze bedeutet dies, daß das Hormon an der Targetzellen-Membran ansetzt Þ Freisetzung von Adenylzyklase Þ vermehrte Freisetzung von CAmp.

[ aus Lexirom: Adenosinphosphate (Adenosinphosphorsäuren, Adenosinphosphorsäureester), Gruppe von Phos- phorsäureestern des Adenosins, die im Kohlenhydratstoffwechsel eine zentrale Rolle spielen. Nach der Anzahl der Phosphorsäurereste unterscheidet man Adenosin(mono-, di- und tri-)phosphat. Adenosintriphosphat (ATP) und Adenosindiphosphat (ADP) wirken bei Stoffwechselreaktionen als Überträger von Energie und Phosphat (z.)B. bei der Glykolyse)]

2. Steroidmoleküle

Dabei handelt es sich um Hormone aus der Nebennierenrinde (NNR) und aus den männlichen und weiblichen Sexualorganen. Diese sind klein, fettlöslich und können die Membran durchdringen und wirken somit aus dem Zellinneren heraus.

Die Grenze zwischen den Wirkmechanismen von Neurotransmittern und Hormonen scheint zu verschwimmen, da beide über Rezeptoren wirken indem sie über spezifische chemische Eigenschaften auf diese einwirken. z.B. Noradrenalin kann als Hormon und Neurotransmitter wirken.

II. Die einzelnen Hormone

1. Die Hormone des Nebennierenmarks (NNM)

Das NNM hat einen neuronalen Ursprung (Ektoderm = [griech.] Keimblatt) und wird über den Sympathikus versorgt.
Zu jeder Markzelle zieht eine sympathische Nervenfaser, so daß eine rasche neurohumorale Informationsverarbeitung erfolgt.

Im NNM werden die Katecholamine Adrenalin (A) zu 80% und Noradrenalin (NA) zu 20% gebildet. Aus der Aminosäure (AS) Tyrosin wird über Zwischenstufen Dopa, Dopamin und dann NA gebildet, aus welchen dann A gebildet wird. Nachweisen lassen sich NA und A im Urin über das Abbauprodukt Vanillinmandelsäure. Ein Nachweis aus dem Blut gelingt schlecht, da die beiden Hormone schnell wieder aus der Blutbahn verschwinden nachdem sie ausgeschüttet wurden.

Allgemeine Wirkungsweise von NA und A

Psychische und organische Einstellung von Lebewesen auf akute Bedrohungssituationen (Alarmsituationen, Kampf-Flucht-Situationen). Es kommt zu einer Steigerung der Herzleistung, Verstärkung der Muskeldurchblutung, Anhebung des Blutzuckerspiegels, Vertiefung der Atmung und Blockierung des Darmtraktes. A und NA werden auch als emergency-Hormone bezeichnet.

NA spricht nur auf a -Rezeptoren an und Adrenalin spricht auf a - und b - Rezeptoren an, haben aber eine höhere Affinität zu b - Rezeptoren.

Differenzierte Funktionen von A und NA

Adrenalin wirkt im peripheren Kreislauf gefäßkonstriktierend (verengt die Gefäße). Annahme ist, daß es primär bei physischer Belastung ausgeschüttet wird..

Noradrenalin aktiviert den Herzmuskel und das ZNS (zentrale Nervensystem) und wird primär bei psychologischer Belastung ausgeschüttet.

Katecholamine werden als humorales Abbild der OR (Orientierungsreaktion) in belastenden unsicheren Situationen angesehen. In Studien von Frankenhäuser ‘72 zeigten sich bzgl. der Katecholaminausschüttung und der Dauer des Abbaus beträchtliche interindividuelle Unterschiede.

Eine erhöhte A-Auschüttung muß allerdings nicht Ausdruck negativ getönter Belastung wie Über- oder Unterbelastung am Arbeitsplatz sein, sondern kann auch Ausdruck der persönlichen Beteiligung sein.

Zusammenfassend: Katecholamine bestimmen das Ausmaß einer Aktivierungsänderung als Reaktion auf bestimmte Umweltsituationen und sind auch Ausdruck der situations- und persönlichkeitsspezifischen Aktivierbarkeit.

2. Die Hormone der Schilddrüse

Die Schilddrüsenhormone werden im Kolloid (Chemie feinzerteilter Stoff [in Wasser od. Gas]) der Schildrüsenfollikel gespeichert [lat.; "kleiner Ledersack, -schlauch"] (Med.) Drüsenbläschen, kleiner [Drüsen]schlauch, Säckchen (z.B. Haarbalg, Lymphknötchen).
Die Schilddrüse bildet 2 Hormone: Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Aus 2 Thyrosinanteilen und 3 bzw. 4 Jodatomen werden die Hormone gebildet.

Wirkung: längerandauernde Anhebung des Aktivierungsniveaus, welches sich in einer Erhöhung des Grundumsatzes zeigt. Eingriff in den Eiweiß-, Kohlehydrat- und Fettstoffwechsel sowie dem Wasser- und Mineralhaushalt. Durch diese Wirkung haben die Hormone Einfluß auf Wachstums- und Reifungsprozesse, Vitalfunktionen wie Atem- und Pulsfrequenz und Erregbarkeitssteigerung der zentralnervösen Neuronen.

Die Freisetzung der Schilddrüsenhormone erfolgt folgendermaßen: Der Hypothalamus (unter dem Thalamus liegender Teil im Zwischenhirn) stimuliert über das Thyreotropin releasing Hormon (TRH) die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse). Diese bildet das thyreotrope Hormon (TSH), welches auf die Schilddrüse wirkt. In der Schilddrüse werden dann Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) gebildet und in die Blutbahn freigesetzt. Der Hormonspiegel wird über Rückkoppelungsprozesse reguliert. Ein hoher Thyroxinspiegel (T4) wirkt inhibitorisch auf die Hypophyse, die dann die Produktion von TSH reduziert.
Dieser Regelkreislauf ist selbsttätig und funktioniert ohne Einschaltung übergeordneter Steuerungsinstanzen, welches ein wichtiges Merkmal humoraler Steuerung ist.

Zusammenfassend: Der Schilddrüsenhormonspiegel ist Ausdruck der habituellen Aktivierung. Denn die PBI (Protein Bond Iodine = Maß für die Schilddrüsenaktivität) -Werte zeigten einen Zusammenhang zu individuellen Konzentrations-, sensomotorischen Leistungen sowie zu Tempo- und Kraftaufgaben.

3. Nebennierenrindenhormone ( = Steroidhormone)

Die NNR hat mesodermalen (Biol., Med. mittleres Keimblatt in der menschl. u. tier. Embryonalentwicklung) Ursprung. In der NNR werden 2 Hormone das Cortisol und das Corticosteron im Verhältnis 7:1 gebildet. Die beiden Hormone haben die Aufgabe der Bremsung und Stabilisierung heftiger und überschießender Reaktionen.

Speziellere Funktionen

Cortison, welches dem Cortisol sehr nahe steht wirkt extrem entzündungshemmend.
Corticosteron hat eine katabolische Funktionsweise, das heißt es greift in den Abbau von Substanzen wie Eiweißabbau und in Reaktionen im Knochen und Bindegewebe ein.

Exkurs zu Selyes Anpassungssyndrom
(da hier den NNR-Hormonen eine besondere Rolle zukommt)

Selye 1936 beschrieb das allgemeine Anpassungssyndrom (AAS) oder auch synonym verwendet das generalisiertes Anpassungssyndrom (GAS). Bei Stressoren wie Verletzungen, schwere Ops, physische oder psychische Belastung etc. entsteht ein Zustand der als Streß bezeichnet werden kann. Dieser Zustand führt dazu, daß vermehrt NNR-Hormone ausgeschüttet werden.

Selye unterscheidet 3 Phasen des Syndroms 1. Alarmphase, 2. Widerstandsphase und 3. die Erschöpfungsphase.

Zusätzlich beschreibt er noch ein lokales Anpassungssyndrom (LAS), welches die Antwort des Körpers auf lokale stressauslösende Einwirkung wie z.B. ein Eiterabzeß bei Verletzung mit einem Holzsplitter darstellt. Selye geht davon aus daß das GAS und LAS unspezifische Reaktionen sind, die auf Verteidigung ausgerichtet sind und einen dreiphasigen (Alarmphase, Widerstandsphase und Erschöpfungsphase) Verlauf aufweisen.

Bildung der NNR-Hormone

Der Hypothalamus produziert das Corticotropin releasing Hormon (CRH), welches auf die Hypophyse wirkt. Als Reaktion bildet die Hypophyse das Adrenocorticotrope Hormon (ACTH). Dieses stimuliert die NNR dazu die NNR-Hormone (Cortisol und Corticosteron) zu sezernieren. Die Regulation der Ausschüttung erfolgt auch hier über negative feed-back-Wirkung. Das Vorhandensein von Corticosteroiden wirkt sich inhibitorisch auf das CHR des Hypothalamus aus, so daß ein konstanter Spiegel selbsttätig geregelt werden kann.

Befunde: Es zeigte sich, daß infolge frühkindlicher Belastung die häufige Freisetzung von Corticosteroiden die neuronale Differenzierung des ZNS beeinflußte und damit auch die spätere emotionale Belastbarkeit in Richtung schwächere emotionale Reaktionen und höhere Streßresistenz. Daraus ergab sich ein Zusammenhang zwischen Cortikoidveränderungen bei schweren emotionalen Störungen, die aber nicht einfach kausal als dritte Ursache-Wirkungsbeziehung interpretierbar sind.

Solche streßinduzierten endokrinen (Drüsen) Mechanismen erfüllen auch regulative Funktionen. z.B. Bei Mäusen, die in einer großen Populationsdichte leben kommt es zu einer gesteigerten ACTH-Ausschüttung, welches zu Schwangerschaftsstörungen wie intrauterine Mortalität (= Tod in der Gebärmutter ist), ordnungswidriges Einnisten des Ei’s führt und somit einen Geburtenrückgang verursacht.

4. Sexualhormone

4.1. Männliche Sexualhormone (Androgene)

Es werden zwei Hormone in den Leydigschen Zellen zwischen den Samenkanälen im Hoden gebildet. Die beiden Hormone sind das Testosteron und das Androstendion, welche im Verhältnis 7:1 gebildet werden. Androgene sind ebenfalls wie die Corticosteroide Steroidhormone.

Die Steuerung erfolgt folgendermaßen: Der Hypothalamus produziert das Gonadoliberin, welches auf die Hypophyse wirkt. Die Hypophyse sezerniert das Follikelstimulierende Hormon (FSH = Hormon welches das Follikel = Ei stimuliert) und das luteinisierende Hormon (LH). Diese wirken auf die Leydigschen Zellen im Hoden und bilden die Androgene (Testosteron und Androstendion). Auch hier wird die Produktion der Hormone über einen Regelkreis reguliert, da die Androgene inhibitorisch auf den Hypothalamus einwirken.

Funktionen der Androgene

Ausbildung und Erhaltung der sekundären männlichen Geschlechtsmerkmale (beim Menschen vollzieht sich die endgültige Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale während der Pubertät unter dem Einfluß der Geschlechtsdrüsen und Hypophysenhormone. Sie betreffen bes. die Behaarung, Stimme und Ausbildung der Milchdrüsen, Unterschiede in der Körpergröße, im Knochenbau, in der Herz- und Atemtätigkeit sowie in anderen physiolog., auch psych. Faktoren.) und anabolische Prozesse (aufbauende Wirkung). Die Sexualhormone beeinflussen in früheren Entwicklungsstadien, oftmals vor der Geburt, die neuronalen Verbindungen, die Verhalten nachhaltig beeinflussen. Werden solche Phasen blockiert kann es zu einem Weiterbestehen femininer Verhaltensweisen bei männlichen Nachkommen kommen. Androgenrezeptoren im Herzen könnten Ursache für geschlechtsspezifische Unterschiede bzgl. von Herzkrankheiten wie coronare Arteriosklerose = Verkalkung der Herzkranzgefäße sein. Des weiteren wird hier auch die Ursache für Aggressions- und Dominanzverhalten gesehen. Androgene induzieren bereits beim Fötus (Leibesfrucht) die Ausbildung der Systeme, die späteres Aggressionsverhalten steuern. Das Einsetzen der Pubertät wird wahrscheinlich neuronal gesteuert. Dabei sollen diencephale Mechanismen vor der Pubertät blockieren. Allerdings wird auch ein Einfluß von zahlreichen Umweltfaktoren deutlich.

Ein hoher sozioökonomischer Status, Stadtleben, niedrige Höhenlage des Lebensraumes, kleine Familiengröße führen zu einem frühen Einritt der Pubertät.

Mangelernährung, Landleben, niedriger sozioökonomischer Status, hohe Höhenlage des Lebensraumes sowie große Familie sollen eine späte Pubertät hervorbringen.

4.2. Weibliche Sexualhormone

Bei den weiblichen Sexualhormonen handelt es sich um die Östrogene und Gestagene.

Während der Eireifung bilden die Graafschen Follikel (Hülle der reifenden Eier im Eierstock)Östrogene (z.B. Östrodiol und Östron). Nach dem Eisprung entsteht im geplatzten Follikel der Gelbkörper = corpus luteum, der das Gestagen wie z.B. Progesteron bildet, welches dem befruchteten Ei das Einnisten in die Gebärmutter ermöglicht.

Zentrale Steuerung

Der Hypothalamus sezerniert das Gonadoliberin, welches die Hypophyse stimuliert. Diese sezerniert infolge das FSH und LH. Diese stimulieren den Graafschen Follikel Östrogene und den Gelbkörper Gestagene zu produzieren. Beide Hormone wirken rückwirkend auf den Hypothalamus und hemmen das Gonadoliberin. Es kommt zu einer Wechselwirkung von Östrogenen und Gestagenen.

Befunde

Bzgl. der psychischen Wirkung zeigte sich das zyklisch bedingte Veränderungen im Leistungsbereich wesentlich geringer ausfallen als allgemein angenommen. Nur das subjektive Wohlbefinden zeigte im prämenstruellen Stadium (vor der Menstruation) einen deutlichen Abfall (Stellamor ‘77). Es zeigte sich aber eine wichtige Bedeutung von Einstellung und Erwartung, d.h. glaubten Frauen, daß sie sich in einer bestimmten Zyklusphase befanden, äußerten sie auch die erwarteten Erlebnisveränderungen.

5. Die Hypophysenhormone (Polypeptide)

Hier sind Hormone gemeint, die keine Mittelstellung haben wie die bereits genannten, sondern selbst das letzte Glied einer hormonellen Regelung darstellen. Es handelt sich um die Hormone Somatotropin, Prolactin, Lipoprotein, Melanotropin, Oxytocin, Vasopressin.

5.1. Somatotropin
Das Somatotropin wirkt auf die Knorpelzonen und ist wichtig für die Wachstumsprozesse. Es wird gebildet über die Ausschüttung von Somatoliberin und Somatostatin (14 AS) aus dem Hypothalamus. Diese Substanzen wirken auf die Hypophyse, welches das Somatotropin, bestehend aus 10 AS bildet.

5.2. Prolactin
Das Prolaktin wirkt laktationsanregend (fördert Milcheinschuß). Die zentrale Steuerung erfolgt über die Ausschüttung von Prolactoliberin und Prolactostatin, die auf den Hypophysenvorderlappen wirken. Dieser schüttet dann Prolaktin aus.

5.3. Lipoprotein
Das Lipoprotein besteht aus 91 AS. die Funktionen sind unbekannt.

5.4. Melanotropin (MSH)

Das MSH fördert die Pigmentzunahme und die Pigmentzellkonzentration (Pigment = Körperfarbstoff, der die Färbung des Gewebes bestimmt). Es gibt 2 Formen die aktiver Form heißt a -MSH.

Die zentrale Steuerung erfolgt über Melanoliberin und Melanostatin aus den Hypothalamus. Dieses bewirkt in dem Hypophysenvorderlappen die Produktion von MSH.

5.5. Oxytocin

Das Oxytocin wirkt kontraktierend (zusammenziehend) auf den Uterus (Gebärmutter) und fördert die Milchbildung. Die Speicherung von Oxytocin erfolgt im Hypophysenhinterlappen (die Hypophyse besteht aus 2 Anteilen: dem Hypophysenvorderlappen und -hinterlappen. Der Hinterlappen enthält zahlreiche markarme Nervenzellen. Der Vorderlappen verfügt über viele verschieden Drüsenzellen).
Die Bildung des Oxytocins erfolgt im Hypothalamus. Der Hypophysenhinterlappen ist lediglich das Depot des Oxytocins.

5.6. Vasopressin

Das Vasopressin ist ein antidiuretisches Hormon (blockiert die Diurese), da eine vermehrte Rückresorption des Primärharns in der Niere erfolgt.

(Nur zur Erläuterung: Das Blut des Organismus wird durch die Glomeruli (Gefäßknäule der Nierenrinde) gepumpt. Wichtige Stoffe werden dann in den Tubuli (Kanäle im Bereich des Nierenmarks) der Niere rückresorbiert wie auch der größte Anteil der Flüssigkeit. Diejenige Menge, die nicht rückresorbiert wird heißt Sekundärharn und wird vom Menschen als Urin ausgeschieden. Das Vasopressin führt als dazu, daß vermehrt der Primärharn rückresorbiert wird und somit die Ausscheidung des Sekundärharns = Urin geringer ist).

Das Vasopressin wird im Hypothalamus gebildet und in dem Hypophysenhinterlappen gespeichert.

Befunde zu den Hypophysenhormonen von De Wied

Vasopressin, MSH und ACTH haben einen wichtigen Einfluß für den Ablauf und die Konsolidierung von Lernprozessen.

Beweis: Nach Hypophysenektomie (operative Entfernung der Hypophyse) tritt Lernfähigkeitsverlust auf, der durch die Verabreichung von Vasopressin, MSH und ACTH fast völlig aufgehoben werden kann.

Awirkt unmittelbar auf das CTH und MSH beeinflussen motivationale Prozesse. Vasopressin LZG.

Das Humanexperiment zeigte, daß ACTH-Gabe die visuelle Behaltensleistung verbesserte. EEG-Kontrollen deuten daraufhin, daß dies durch eine stärkere Arousal-Reaktion und langsamere Habituation in neuen Situationen zu Stande kommen könnte.

6. Hormone mit somatischem Wirkungsschwerpunkt

6.1. Insulin

Das Polypeptid Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) in den dortigen Langerhanschen Inseln in den b -Zellen produziert. Es führt zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels (BZ-Spiegel). Gegenspieler ist das Hormon Glucagon der a -Zellen in den Langerhanschen Inseln des Pankreas, welches den BZ-Spiegel erhöht.

6.2. Parathormon

Das Parathormon wird in den Epithelkörperchen der Nebenschilddrüse produziert. Es wirkt dem Absinken des Kalziumspiegels entgegen durch Freisetzen von Kalzium aus dem Knochengewebe oder Resorption aus dem Darm. Gegenspieler ist das Calcitonin (CT) der sogenannten C-Zellen = Strukturen in der Schilddrüse), welches den Kalziumspielgel im Blut senkt.

6.3. Thymushormon

Das Thymushormon trägt zur Ausdifferenzierung des Immunsystems bei. Das Hormon wird im Thymus gebildet. Die Thymusdrüse ist ein lymphatisches Gewebe, liegt hinter dem Brustbein und bildet sich ab der Geschlechtsreife fast vollständig zurück.

6.4. Gewebshormone

Dabei handelt es sich um Hormone wie Renin (Globulin = Eiweißkörper, frei zirkulierendes Enzym im Blut, welches bei einer Minderdurchblutung der Niere über Angiotensin gefäßkonstriktierend wirkt), Plazentahormone (Mutterkuchenhormon) und Cholecystokinin (wird von der Dünndarmschleimhaut freigesetzt und wirkt auf die Sekretion der Gallenflüssigkeit durch Kontraktion der Gallenblase ein).

Es konnten bisher keine neuropsychologischen Effekte entdeckt werden.

7. Hormone der Zirbeldrüse (Epiphyse)

Die Epiphyse liegt im Mittelhirn. Aus Tryptophan (eine in den meisten Eiweißstoffen enthaltene AS) wird über einige Zwischenstufen Serotonin (ist ein Neurotransmitter des ZNS, kommt aber auch im Magen-Darm-Trakt und in den Blutplättchen = Thrombozyten, die an der Gerinnung beteiligt sind, d.h. bei Verletzungen sorgen sie dafür, daß eine Blutung zum Stillstand kommt vor) und aus diesem dann Melatonin (Hormon der Zirbeldrüse, welches eine Hautaufhellung bewirkt) gebildet. Die Epiphyse ist das zentrale Regulationsorgan für die Synchronisation des 24-Std.-Rhythmus (circadiane Periodik).

Befunde: Bei Spatzen führte die Entfernung der Epiphyse dazu, daß die Tiere einen Verlust des circadianen Rhythmus aufwiesen. Bei Verabreichung von Melatonin kam es auch zu einer Daueraktivität bei Dunkelheit.

Die mutmaßliche Wirkung besteht darin, daß aus dem Enzym N-Acetyltransferase der Umbau von Serotonin in Melatonin erfolgt. In der Dunkelphase beträgt das Maximum von N-Acetyltransferase das 30- bis 70-fache im Vergleich zu einer Hellphase. Dies bedeutet, daß in der Dunkelphase große Mengen von Melatonin gebildet und die Serotonindepots geleert werden. Licht ist im Stande die N-Acetyltransferase-Aktivität schlagartig zu blockieren.

Die Epiphyse scheint selber lichtempfindlich zu sein.

8. Endorphine

Die Endorphine sind körpereigene Opiate.
Opiate sind schmerzlindernd und suchterzeugend (Bsp. Heroin und Morphin).
Im Gehirn sind bestimmte Opiatrezeptoren z.B. in Teilen des limbischen Systems gefunden worden. Da der Mensch nicht mit Opiaten im Körper erschaffen wurde, muß es endogene Opiate geben.
Solche wurden auch gefunden, sogenannte Enkephaline. Diese gibt es in 2 Formen dem Methionin und Leucin. Enkephaline können die Blut-Hirn-Schranke in 3-11 Minuten überwinden, obwohl diese ansonsten für Peptide und Proteine undurchlässig ist.

Blut-Hirn-Schranke, Bez. für das System zweier Mechanismen, die im Dienst des Stoffaustauschs zw. Blut und Hirngewebe bzw. zw. Blut und Zerebrospinalflüssigkeit (Blut-Liquor-Schranke) die Schutzfunktion einer Barriere ausüben, die verhindert, daß bestimmte chem. Stoffe, v.a. Gifte und Medikamente, auch bestimmte Mineralstoffe und Hormone, in die Nervenzellen von Gehirn und Rückenmark übertreten können). Die Blut-Hirn-Schranke kann von fettlöslichen Stoffen gut passiert werden. Man muß sich die Blut-Hirn-Schranke als Membran vorstellen, die nur bestimmte Substanzen passieren läßt. Grund kann z.B. die Porenbeschaffenheit in der Membran sein, daß fast nur lipidlösliche Substanzen diese überwinden können

Weiterhin wurden 3 Formen von Endorphinen a -,b - und Gamma-Endorphine gefunden, welches sich von dem Lipotropin (91 AS, Hypophysenhormon für Fettabbau) ableiten lassen. (Die ersten 50 AS sind gleich!)

Einschub Suchtentstehung
Durch externe Opiatzufuhr werden die Opiatrezeptoren überschwemmt, die daraufhin enkephalinproduziernde Nerven hemmen. Wird die externe Morphingabe eingestellt fehlt der biologische Substanzspiegel so daß infolge Suchtverlangen entsteht.
Die Wirkung von Endorphinen basiert auf einer Verstärkung oder neuronalen Dämpfung neuronaler Aktivität = Neuromodulatoren. Es gibt 40 Neuromodulatoren, die in 2 Gruppen unterteilt werden können.

1. wird von Neuronen oder Gliazellen (Zellen des Stützgewebes) aufgebaut. Sie wirken unmittelbar und zeitlich begrenzt durch Beeinflussung der jeweiligen Neurotransmitter.
2. können Nervenzellen beeinflussen, die sehr weit weg vom Entstehungsort des Modulators liegen und lösen eher Langzeiteffekte generalisierter Art aus.

I N D E X homepage