Streß

I. Einleitung: Definitionen, Klassifikationen, Messung, Erhebung, psychophysiologische

Störungen etc.
Streß ist stimulusgebunden, es gibt nicht die Streßreaktion, sondern es handelt sich um einen Prozeß, der mit organismischer Mobilisierung über Tage und Stunden einhergeht. Die auftretenden Emotionen sind nicht einheitlich auch die beteiligten Emotionen stellen keinen entscheidenden Moment dar, sondern die Tatsache, daß intensive Emotionen vorliegen.

Streß löst Informationsverarbeitungsprozesse aus, um eine Verminderung der Diskrepanz zwischen IST- und SOLLWERT zu erzielen. Solche gegenregulatorischen Maßnahmen lassen sich auf organismischer Ebene nachweisen wie BD-Regulation oder auch auf der Verhaltensbasis wie die Anwendung von Coping-Strategien.

UV = Stressoren wie z.B. Lärm, Deprivation
IV = zwischen Stressoren und Reaktion liegende psychophysiologische Prozesse
AV = Streßreaktion des Individuums

Physikalische Definition von Streß
Kraft, die auf eine Struktur ausgeübt wird und ab an einer bestimmten Intensität zur Verformung führt.

Psychologische Definition von Streß
Intervenierende Variable - Zustand der sich als spezifisches Syndrom kund tut, das aus allen unspezifisch hervorgerufenen Veränderungen innerhalb des biologischen System besteht.

Selye sieht Streß als Reaktion. Streß kann man anhand der Stressoren klassifizieren

Klassifikation von Streß nach Janke
1. Aufmerksamkeitsstressoren wie Licht, Lärm und sensorische Deprivation
2. Reize, die zur Deprivation primärer Bedürfnisse führen (Behinderung des Schlafes, Verhinderung von Nahrungsaufnahme)
3. Leistungsstressoren (Prüfung, monotone Arbeit)
4. Soziale Stressoren (Isolation, Density = Dichte wie Bevölkerungsdichte, interpersonale Probleme)
5. Andere Stressoren (Entscheidungskonflikte, Zukunftsungewißheit)

Nach Janke sind Stressoren alle Reize, die eine gewisse Intensität oder Dauer über- oder unterschreiten wie Reizüberflutung oder Deprivation.

Boucsein beschreibt folgende Stressoren:
1. Stressoren ohne sozialen Bezug wie Deprivation, Reizüberflutung und Antizipation aversiver Ereignisse
2. Stressoren mit teilweise sozialen Bezug wie Strafreize und Leistungsstressoren
3. Stressoren mit überwiegenden sozialen Bezug wie Isolation, Verlust von Bezugspersonen, Arbeitswechsel, Density, soziale Konflikte oder eine Wirtschaftskrise

Streßinduzierende Stimuli sind zeitlich ausgedehnt und lösen längerandauernde Reaktionen aus.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß Streß nur dann vorliegt, wenn der Organismus über eine längere Zeit mobilisiert wird.

Messung von Streß

1. Cold pressure Test = für 1 Minute Hand in 0 Grad kaltes Wasser eintauchen als Stressprovokator.
2. Lärm und Aufgabenstellung unter Kontrolle der Katecholamine (Noradrenalin, Adrenalin, Serotonin) im Urin, Messung von freien Fettsäuren und Cortisol im Blut als Stressindikatoren.

Erhebung der Streßwirkung

1. Erhebung auf der psychologischen Ebene
Dabei wird das Ausdrucksverhalten, Veränderungen in Interaktionen, Leistungsverhalten und verbale Mitteilung über erlebte Emotionen erhoben.

2. Erhebung auf der physiologischen Ebene
Merkmale des ZNS über EEG (Elektroencephalogrammm), VNS (vegetatives Nervensystem) über Sympathikusaktivität, endokrines System (Drüsen) über Hormonausschüttung. Es ist sinnvoll mehrere physiologische Indikatoren zu erheben damit gesichert werden kann, daß Individuen ihre max. Streßreaktion in diesem Bereich zeigen.

Grundsätzlich gilt, daß die psychologische und physiologische ebene nur gering miteinander korrelieren.

(Einschub von mir: Vermeidung ist nicht hoch korreliert mit Angst, denn manche Phobiker haben viel Angst, weisen aber kein Vermeidungsverhalten auf, während andere wenig Angst haben, aber ausgeprägtes Meideverhalten zeigen)

Sichere Streßsymptome
1. generelle Sympathikusaktivierung

(Einschub von mir: Sympathikusaktivierung geht mit hoher Herzrate (HR), Blutdruck (BD), beschleunigter Atmung, Schweiß etc. als typische Symptome der Kampf-Flucht-Reaktion oder Alarmreaktion einher)

2. Erregung der Hypophyse und des NNR-Systems (führt z.B. zur Ausschüttung der Hormone Cortisol und Corticosteron (Streßhormone).
3. Anstieg der HF (Herzfrequenz), des BD, der Atmung, der HR, EEG-Veränderungen.
4. Vermehrte Ausschüttung von Katecholaminen (NA, A und Serotonin) sowie von Cortisol und Coticosteron.
5. Anstieg der freien Fettsäuren, denn bei Streß werden die Depots abgebaut.
6. Anstieg der Magensäurekonzentration (Salzsäure = HCL gebildet von Zellen der Magenschleimhaut) durch erhöhte Magenmotilität.

Streß und psychosomatische Störungen (psychophysiologische Störungen)

1. Nach Selye kommt es bei chronischer Belastung zu einer NNR-Hypertrophie (übermäßige Vergrößerung von Geweben u. Organen infolge Vergrößerung der Zellen, meist bei erhöhter Beanspruchung).
2. Brady’s Affenexperiment konnte zeigen, daß Affen nach Streßinduktion vermehrt Magen-Zwölfingerdarmgeschwüre aufweisen. Dabei war die psychische Belastung modulierend und nicht die physische. Wenn die Tiere die gleiche Anzahl von E-Schocks nicht kontrollieren konnten war die Streßsymptomatik im Sinne einer organischer Manifestation als Geschwür deutlich geringer.

Erläuterung des Experiments von Brady
Brady et al., '58,'63. Affen standen unter mehrtägigem Streß. Die Untersuchung ergab, daß chronische Belastung zu Ulcerationen führt.
In einer anderen Untersuchung von Brady lernten Affen durch Drücken einer Taste einen alle 20 Sekunden verabreichten E-Schock zu vermeiden. Die Versuchsdauer betrug mehr als 20 Tage. Dabei fanden tägliche Versuche statt, in denen 6 Std. lang das Vermeidungstraining durchgeführt wurde, gefolgt von 6 stressfreien Stunden. Ab dem 23 Tag starben mehrere Affen. Autopsien ergaben, daß Perforationen des Duodenums aufgetreten waren. Die Bildung der Ulcerationen fand in den Ruhepausen statt, in denen die Magensäureproduktion stark anstieg, da die Säureproduktion in den Streßphasen unterdrückt worden war. Die yoked animals, die den Schocks ohne Kontrollmöglichkeit ausgesetzt wurden starben nicht und wiesen auch keine Ulcerationen auf. Die Ulceration, so schlußfolgerten die Autoren, kamen durch die vermehrte psychische Belastung zustande.
Während Brady et al. fanden, daß die Kontrolle über den Stressor eine starke psychische Belastung darstellt, die zur gesundheitlichen Beeinträchtigung führt, fand Weiss das Gegenteil. Weiss fand aber auch, daß unabhängig von der Kontrolle über einen Stressor auch forcierte Aktivität bei der Entstehung von Erosionen der Magenschleimhaut spielt. Je mehr Aktivität von den Tieren gefordert wird um den Stressor zu kontrollieren desto ausgeprägter waren die Erosionen. Weiss konnte nachweisen, daß Brady’s exekutive Affen präexperimentell die aktiveren Tiere waren.

Es gilt als gesichert, daß Kontrolle über Streß sich streßmindernd auswirkt.

3. Die von Lacey beschriebenen individualspezifischen Reaktionen (ISR) betonen die Möglichkeit eines ‘schwachen Organsystems’. Die ISR von Lacey beinhaltet, daß bestimmte Personen immer mit dem gleicher Organ auf Streß reagieren z.B. reagieren Hypertoniker (Bluthochdruckpat.) mit einer Erhöhung des BD’s im Sinne einer Hypertonie.
Lacey’s Theorie geht auf Adlers Organminderwertigkeitstheorie zurück.

(Erläuterung: Das Vulnerabilitätsmodell oder die Organminderwertigkeit (Adler, 1907):
Eine genetisch oder konstitutionell bedingte Schwäche eines realen Körperorgans führt sowohl zu einer rein physiologischen Kompensation als auch zu einem psychologischen Prozeß der Selbstbehauptung. Das schwache Organ bleibt unter dauernder kritischer Beobachtung bleibt und beeinflußt den Lebensplan und die psychische Entwicklung. Die Betroffenheit bestimmter Organe bzw. Organsysteme kann die Art der psychosomatischen Störung mitbedingen (Organwahl)).

4. Early experience Forschung (Forschung der frühkindlichen Erfahrungen)
Die "Early-Experience-Forschung" fand, daß Stressoren in der Fühkindheit überdauernde Wirkungen bis in das Erwachsenenalter auslösen können, so daß sie das Lebewesen "prägen". Die individuelle Reagibilität auf Stressoren im Erwachsenenalter werden auf frühkindliche Erfahrungen zurückgeführt.

5. Medizinisch soziologische Studien erkannten den Zusammenhang von Umweltfaktoren (Stadt- versus Landleben), soziologischen Merkmalen und der Wahrscheinlichkeit an einer psychophysiologischen Störung (älterer Begriff = psychosomatischen Störungen) zu erkranken.

Zu den psychophysiologischen Störungen

Psychophysiologische Störungen haben eine multifaktorielle Genese.
Wichtige Faktoren sind z.B. Persönlichkeitsfaktoren wie z.B. Neurotizismus, Verarbeitungsfaktoren wie z.B. die Tendenz zur Verdrängung,
Umweltfaktoren wie z.B. crowding, Lärm oder sozial unangenehmer Kontakt.

Differenzierung von Streß und Aktivation

1. Streß ist stimulusgebunden (äußere, deprivierende, Leistungs- und andere Stressoren)
2. Streß löst Verarbeitungsprozesse aus (Verringerung der Diskrepanz zwischen IST- und SOLLWERT)
3. Streß als zeitlicher Prozeß (längere Mobilisation von Organen)

II. Streßtheorien

1. Cannon’s Streßtheorie von 1932

Nach Cannon führt ein Stressor zu einem fight-flight-Syndrom, d.h. alle notwendigen Organe für eine defensive Aggression bzw. Flucht werden in Bereitschaft gesetzt. Dieses erfolgt über die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin aus dem NNM und über die Sympathikuswirkung. Dazu gehört eine zentrale und kardiale Durchblutungserhöhung, Konstriktion der peripheren Gefäße, vermehrte Herzaktivität, Durchblutung von Muskeln und Blockierung des Magen-Darm-Traktes (der Parasympathikus fördert die M-D-Aktivität und der Sympathikus hemmt diese).

2. Selyes Theorie von 1957

Nach Selye ist Streß Zustand als spezielles Syndrom, welches aus unspezifischen Veränderungen innerhalb eines biologischen Systems besteht.
Selye beschreibt das Allgemeine Anpassungssyndrom (AAS) oder synonym das Generalisierte Anpassungssyndrom (GAS).
Die Streßreaktionen des GAS bestehen aus drei Phasen, der Alarmreaktion, Widerstandsphase und der Erschöpfungsphase.

Alarmreaktion
In der Alarmreaktion kommt es zu einer Zerstörung des inneren Gleichgewichts (Schock-Gegenschock).
A) Es kommt zur Aktivierung des Sympathikus. Dieses führt zur

1. Pupillenerweiterung und erniedrigter Speichelsekretion
2. Bronchienerweiterung
3. Gänsehaut durch Hautgefäßkontraktion
4. erhöhter EDA, erhöhter HF und erhöhtem BD
5. Verengung der Blutgefäße (Vasokonstriktion)
6. Verlangsamter Magen-Darm-Peristaltik (= Bewegung) und verlangsamter Blasenentleerung

B) Es kommt zu einer Aktivierung des NNM, welches sympathisch innerviert ist. Diesbezügliche Hormone sind die Katecholamine NA und A
Die NA-Ausschüttung führt zu:

1. Blutdruckerhöhung durch Vasokonstriktion
2. Lipolyse (= Freisetzung von Fettsäuren und Fettvorräten)
3. Venenkonstriktion, Haut- und Eingeweidekonstriktion
4. Bronchodilatation (Erweiterung der Bronchien)

Die Adrenalin-Ausschüttung führt zu:

1. Blutzuckererhöhung (BZ-Erhöhung) durch Abbau von Glykogen aus den Speichern der Leber
2. EEG-Desynchronisation, d.h. a -Blockade und schnelle b -Wellen. Die EEG-Desynchronisation kommt über die Stimulation des ARAS (aufsteigendes retikuläres Aktivationssystems) zu stande.
3. Erhöhte Muskeldurchblutung
4. Zunahme der HF

C.)Bei länger anhaltendem Streß kommt es zur Cortisolausschüttung aus der NNR sowie Somatotropin aus der Hypophyse, welches den Kohlehydrat und Fettstoffwechsel beeinflußt. Daraus entsteht eine hoher BZ-Spiegel im Blut und eine Übersäuerung des Blutes.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß in der Alarmphase eine Verbesserung des Blutzuflusses zu den Muskeln, zum Herz und Gehirn (fördert Denkprozesse) realisiert wird. Des weiteren kommt es durch einen vermehrten O2-Transport zu einer verbesserten Ventilation (Belüftung der Lungen) und es wird im EEG eine a -Blockade und schnelle b -Wellen sichtbar.

Widerstandsphase

Widerstand, in dieser Phase erreichen die adaptiven Reaktionen ihren optimalen Wert.
Hält die Streßsituation länger an, kommt es zu gegenregulatorischen Wirkung des Parasympathikus. Dieses bedeutet, daß die sympathische Dominanz abgeschwächt wird.
Allerdings bleibt die Hypophysenhormonsekretion hoch. Damit bleibt die A, NA sowie Cortisolausschüttung hoch.
Es kommt über Schwächung der Schilddrüsen- und Sexualfunktionen zu Störungen des Menstruationszyklus. Durch die vermehrte Aldosteronausschüttung in der NNR kommt es zur Vasokonstriktion und zur Förderung entzündlicher Prozesse.
Die Messung der Streßfolgen erfolgt über die Kontrolle der Katecholamine NA und A im Urin sowie Kontrolle des BZ und der Blutfette im Blutbild.

Erschöpfungsphase

Erschöpfung, hier geht die adaptive Kapazität verloren.
Es kommt zu Energiebereitstellungsproblemen (Glucose und Muskelenergie), d.h. Adaptationsproblemen.
Die Wachstums-, Fortpflanzungsprozesse und die Immunabwehr funktionieren nicht mehr. Wenn die NNR ihren Vorrat entleert hat, kann das GAS die Streßbewältigung nicht mehr erfüllen. Es kommt zur Vergrößerung der NNR (wie beim Cushing-Syndrom ein Krankheitsbild, das bei übermäßiger Ausschüttung von Nebennierenrindenhormonen auftritt. Symptome: u.a. Fettleibigkeit, Vollmondgesicht, hoher Blutdruck mit abnormer Vermehrung der Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten wie man es auch bei langer Cortisoneinnahme beobachten kann), Schrumpfung der Thymusdrüse, Ulcusbildung, Störungen im Darmbereich, Gewichtsverlust und psychosomatischen Störungen. Langzeitfolgen sind echte Erkrankungen wie Hypertonie, Herz-Nierenerkrankungen und Entzündungskrankheiten sowie Allergien.
Das GAS ist ein stereotyp-hormonelles Muster, das unabhängig von der Art der Reizung bei jeder intensiven Reizeinwirkung abläuft.

Nach Selye gibt es 2 Möglichkeiten der Entstehung von Krankheiten im Zshg. mit GAS

1. Schädigung durch mangelnde Adaptation (Streßulcus)
2. Schädigung durch überschießende Adaptationsreaktionen (Hypertonie)

Die Alarmphase ist durch eine Überaktivierung gekennzeichnet und die Widerstandsphase durch typische psychosomatische Erkrankungen wie Asthma, Hypertonie, Ulcus usw.
Die Erschöpfungsphase ist mit Infektanfälligkeit, frühzeitiger Alterung, depressiven Zustände und Ängstlichkeit assoziiert.

3. Lazarus kognitives Modell von 1974

Lazarus übte Kritik an Selyes Modell. Nach Lazarus wirken Stressoren nicht nur auf die physiologische Ebene, sondern auch auf der psychischen und der Verhaltensebene.

LAZARUS (1966)
Die individuelle Bewertung der Belastungssituation erfolgt über ihre Bedrohlichkeit im Sinne einer realen, antizipierten oder bloß projizierten Schädigung
Es gibt drei Stufen der Streßverarbeitung :

Primal appraisal
In der Phase der Primärbewertung wird der Umweltreiz wahrgenommen und hinsichtlich seiner Gefährlichkeit beurteilt

Secondary-appraisal
Bei der Sekundärbewertung wird eine somatische Schädigung (Schmerz), die psychologischen Verluste (Selbstwertverlust) und die psychosozialen Kosten (Isolation) antizipiert. Daneben bezieht sich die Sekundärbewertung auf die verfügbaren Alternativen zur Bewältigung einer Situation und bedingt schließlich in Abhängigkeit von Situationsparametern, Persönlichkeitsmerkmalen und kognitiver Struktur eine Bewältigungsstrategie, die auf verschiedenen Beobachtungsebenen beschreibbaren Streßreaktionen nach sich zieht.
Coping-Strategien sind: Reaktionen wie Angriff oder Flucht, Verhaltensalternativen, Änderung der Bedingung, Verleugnung der Situation.
Über Erfolgs-/Mißerfolgsrückmeldungen erlernt das Individuum Bewältigungsstrategien selektiv einzusetzen.

Neubewertung
Aufgrund der veränderten äußeren und inneren Bedingungen wird die ursprüngliche Situation noch einmal bewertet.
Wird die individuelle Ausgangslage nicht wieder erreicht, erfolgt eine Anpassung pathologischer Art an die Veränderung, es werden neue Sollwerte erstellt.

4. Levi’s Streßmodell von 1975 (siehe Rogge)
Nach Levi führen

1. Stressoren wie crowding
2. zu einer Veränderung der physikalischen Umwelt und der psychosozialen Situation (Lärm, Luftverschmutzung, Wasserverschmutzung, wachsende Vekehrsdichte und in diesem Zusammenhang zu einem Nahrungsmangel, Energiedefizit, Arbeitslosigkeit, Ausbildung starker sozialer Gefälle und hohen Leistungsanforderungen).
3. Die physikalischen und psychosozialen Veränderungen + psychobiologische Programme determiniert über Disposition (genetische Faktoren) und Umwelteinflüsse führen zu einer Verwundbarkeit, Widerstand, Disposition.
4. Infolge kommt es zu Mechanismen in pathologischen Prozessen wie z.B. Streß
5. Es kommt infolge zu Vorläufern von Krankheiten
6. Es kommt zu einer manifesten Erkrankung mit verschlechterter Lebensqualität.

Untersuchungen

1. Filmpräsentationen
Es wurden lustige, aggressive oder Gruselfilme gezeigt.
Es ergaben sich keine spezifischen Reaktionsmuster, sondern eher Reaktionsstereotypien unspezifischer Reaktionen.
Beim Gruselfilm wurde eine vermehrte NA-Ausschüttung gefunden.

Feldforschung

Es wurden Frauen in einer Fabrik unter der Bedingung Lohnarbeit versus Akkordarbeit untersucht. Unter Akkordarbeit zeigten die Frauen 40% mehr Adrenalin-Ausschüttung als KG. Auch die NA-Ausschüttung und die Kreatininwerte (Nierenstoff im Blut nachweisbar) waren erhöht. Fragebogenergebnisse ergaben, daß die Frauen sich gehetzt, müde fühlen und körperliches Unwohlsein angeben.
Welche Situationsvariablen vom Individuum als Streß empfunden werden determiniert die Bewältigungsstrategien. Wird eine falsche Variable als Stressor interpretiert kommt es zu Irrfahrten der Bewältigung, so daß uneffektive Strategien bestehen bleiben bis der eigentliche Stressor gefunden worden ist und somit adäquate Strategien verwendet werden.

Physiologische Stressindikatoren

EEG-Desynchronisation, Herzfrequenz-Erhöhung, Erhöhung des systolischen BD, erhöhte periphere Durchblutung, erhöhte Muskeldurchblutung, erhöhte phasische EDA, Konzentrationsanstieg von NA, A, Lipiden und Kortikoiden.
Bei permanenten Streß soll eine ständige sympathische Dominanz zu Herzerkrankungen führen.
Bei Lärmstreß kommt es hingegen zu einer verzögerten Adrenalinausschüttung.

5. Streßmodell nach Janke

Janke geht von Stressoren aus, die in einer Black-Box wahrgenommen und verarbeitet werden. Beobachtbar ist die Reaktion, die sich auf der physiologischen, psychologischen oder verhaltensmäßigen Ebene manifestieren kann.
Welche Reize etc. Stressoren darstellen ist von allgemeinen Persönlichkeitsfaktoren wie Neurotizismus abhängig. Die Wahrnehmung und Verarbeitung in der Black-Box wird durch spezielle Persönlichkeitsmerkmale bestimmt. Die Manifestationsebenen der Reaktion sind von Streßerfahrungen abhängig.

5. Streßmodell nach Mc Grath (Rogge S. 189-195)

Grundlage und mitentscheidende Steuergröße im Streßgeschehen ist die subjektive Einschätzung der zu erwartenden Vor- und Nachteile.
Grundschema des Streß-Zyklus ist folgendes:

A.) Situation
B.) Wahrnehmung der Situation auf bedrohliche oder positive Komponenten. Folge ist die Antizipation der Konsequenzen, die subjektive Sichtweise der Situation.
C.) Reaktionsauswahl
D.)Ausführungsprozeß, Verhalten

Aus dem Ergebnis ergeben sich Auswirkungen auf die Situation, d. h. Erfolg/Mißerfolg bewirken erneute Bewertung.
Neben situativen Effekten ist es wichtig den Einfluß der agierenden sozialen Partner ihre Einstellung, Anforderungen, Fähigkeiten etc. miteinzubeziehen, wenn man individuelles Verhalten beurteilt.
Eine Erweiterung und Modifikation des Streßmodells nach Mc Grath basiert auf Untersuchungen aus dem Sportbereich.

Kriterien waren
1. Güte der Spielhandlung
2. physiologisches Arousal mittels Puls und BD erhoben
3. Anforderungen des Spielsituation
4. Aufgabenschwierigkeit

Beim konstanten Arousal kam es zu einer Verminderung der Güte bei ansteigender Schwierigkeit.
Bei ansteigendem Arousal kam es zu einer verbesserten Leistung bei gleichbleibender Schwierigkeit.
Das Arousal sank bei unbedeutenden Konsequenzen und sicherem Spielausgang ab.
Das Arousal stieg bei bedeutenden Konsequenzen und unsicherem Spielausgang an.

Es ergaben sich 3 Grundpositionen
1. positiv, monotone Beziehung von Arousal und Leistungsniveau
2. Abhängigkeit des Arousals von Unsicherheit und Bedeutungseinschätzung der Konsequenzen.
3. Erfolgsgrundlage bzgl. frühere Erfolge/Mißerfolge

Es werden 6 Stressoren benannt:

Aufgabe, Rolle, Handlungsrahmen, physikalische Umwelt, soziale Umwelt und Person.

Einzelne oder mehrere dieser Kombinationen werden als Stressoren angenommen. Bei falscher Stressorannahme kann es zu Irrfahrten und einem inadäquaten Einsatz von Bewältigungsstrategien kommen. Damit eine angemessene Streßbewältigung erfolgen kann müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

1. Erkennen von Stressoren und ihrer Kombinationen
2. Verhaltensalternativen
3. Bestimmung des günstigen Reaktionszeitpunktes.

Fazit: Es gibt nicht den Stressor und die Reaktion, sondern ein System von Interdependenzen, Reizkonfigurationen und erzielte Effekte. Aus diesen Abhängigkeitsbeziehungen entstehen wichtige Komplikationen, die den fortbestehenden Streß und seine negativen Konsequenzen verständlich werden lassen.

III. Physiologische Streßreaktionen

Lacey’s Fraktionierungstheorie

Lacey kritisierte die eindimensionalen Aktivierungstheorien im Sinne einheitlicher sympathischer Aktivierung und postulierte eine richtungsabhängige Fraktionierung.
Lacey beschreibt die Intake-Reaktion bei Umweltveränderungen (z.B. Darbietung eines 60 dB Tons), die mit einer Dezeleration der HF (Abnahme der HF) und niedrigem systolischen BD einhergeht. Dieser physiologische Zustand erleichtert die Rezeption von Umweltreizen.

Des weiteren beschreibt er aber auch die Rejection (zurückweisende Reaktion) bei Umweltveränderungen (z.B. Darbietung eines 100 dB Tons). Infolge kommt es zu einer Akzeleration der HF (HF-Anstieg) und einem Anstieg des systolischen BD. Diese physiologische Reaktion dient der Abschottung von Umweltreizen.

1. Herz- und Gefäßkennwerte

Unter Streß ist der BD und der Puls erhöht.

2. EDA-Befunde
Bei der Untersuchung der EDA ergaben sich folgende Befunde:
Bei tonischer und phasischer EDA werden unterschiedliche Phänomene erfaßt.

SRR (Hautwiderstandsreaktion = phasisches Maß) = Bei einer E-Schock-Androhung erhöhte sich die SRR bei niedrig und hochängstlichen Vpn.
SRL (Hautleitreaktion = tonisches Maß) = Bei Streß fällt die SRL ab und unter stressfreier Bedingung steigt sie an.

Erklärung nach Katkin: Nur die SRR’s reflektieren emotionale Belastungskomponenten. Die SRL soll eher Ausdruck kognitiver Prozesse sein.
Demgemäß müssen beide Maße erfaßt werden, da bei allen Streßzyklen emotionale Reaktionen sowie Verarbeitungsstrategien involviert sind.

3. Atemfrequenz

Unter Streß kommt es zu einer Verlangsamung der Ausatmungszeit und Verkürzung der Einatmungszeit. Dies kovariiert mit Ängstlichkeit, Depressionsneigung und Feindseligkeit.

4. Endokrine Maße

Unter Streß kommt es zu einer regelmäßigen Erhöhung der Katecholamine (NA und A) sowie der Kortikoide (Cortisol und Corticosteron).

5. Persönlichkeitsvariablen im Zusammenhang mit physiologischen Variablen

Extraversion und Introversion

Bei zunehmender Stärke von akustischen Reizen nach vorangegangenem Streß nahm die Hautleitfähigkeit bei Exravertierten ab und bei den Introvertierten nicht.
Bei leisen akustischen Signalen ohne Streßinduktion nahm die SCR (Hautleitfähigkeitsreaktion) bei allen Introvertierten zu.
Bei mittlerer Aktivierung gab es keine Unterschiede hinsichtlich der SCR bei Extravertierten und Introvertierten.
Introvertierte zeigten nach Schönpflug und Schulz eine größere Selbstbetroffenheit durch Streß, verstärkte eigene Anspannung und stärkere physiologische Reaktionswerte als Extravertierte.
Extravertierte schreiben Mißerfolge eher externen Einflüssen zu, welches eine stressentlastende Wirkung innehat.

Feldabhängigkeit versus Feldunabhängigkeit und physiologische Reaktionen

Feldabhängigkeit (FA) = Flucht und Verleugnung bei Streß.
Feldunabhängigkeit (FU) = Intellektualisierung und Situationsstellung.

Bei unmöglicher Streßvermeidung (aversive Bildinhalte konnten nicht abgeschaltet werden) zeigten die FA schwächer ausgeprägte Senkung der HF als FU, die eine markante HF-Senkung zeigten.
Bei möglicher Streßvermeidung zeigten die FA einen erneuten HR-Abfall, während die FU mit einer Erhöhung der HR reagierten.
Erklärung: FU verfügen über einen Verarbeitungsstil und stärkerer Differenzierung der Situation und weisen dementsprechend abgestuftere physiologische Reaktionen auf.

Trait-Anxiety

Als Folge eines Teufelskreislaufes neigen angstdisponierte Personen zu einer erhöhten Streßreaktivität. Als Maß können die Muskelaktionspotentiale, die EDA und die Fingermotorik angesehen werden.
Erläuterung des Teufelskreislaufes: Es werden Stressoren als Bedrohung wahrgenommen. Infolge kommt es zur Angst. Weiterhin bekommen die Personen weiche Knie. Diese physiologische Reaktion wird wahrgenommen und interpretiert. Die Folge ist eine Verstärkung der Angst, welches wiederum die physiologischen Reaktionen verstärkt usw. Der Teufelskreis aus Kognitionen und physiologischen Reaktionen ist entstanden.

Represser und Sensitizer

Der Represser verleugnet Angst, weist eine übertrieben positive Selbst- und Fremdeinschätzung auf und reagiert im Sinne der sozialen Erwünschtheit.
Der Sensitizer wittert überall Angstauslöser und will sich diesen aktiv entgegenstellen.
Represser zeigen eine erhöhte SRR-Frequenz, gesteigerte Aggressivität und motorische Erregtheit.Sensitizer zeigen eine niedrige SRR-Frequenz.

Kritik: Die Angstskalen erfassen möglicherweise eher defensive Bewältigungsformen als Zustände der Angst.

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